Modernisiertes Hochhaus in Hoyerswerda
Modernisiertes Hochhaus in Hoyerswerda

Zukunft Hoyerswerda: Wie wir Abriss vermeiden und die Stadt neu erfinden können

Hoyerswerda – eine Stadt mit Geschichte, Charme und einer ziemlich bewegten Vergangenheit. Wer hier groß geworden ist, kennt noch die Zeit, in der es vor Menschen nur so wimmelte: fast 70.000 Einwohner, Industrie, volle Straßen. Heute leben weniger als 30.000 hier, und Prognosen sagen: Es könnten noch weniger werden. Die Gründe sind bekannt – Abwanderung junger Leute, Überalterung, kaum Zuzug. Das Ergebnis: leere Wohnungen, vor allem in den Plattenbauvierteln der Neustadt. Ganze Straßenzüge wirken teilweise verwaist, und die Wohnungsbauunternehmen ächzen unter den Kosten.

Viele Verantwortliche sehen im Abriss die einfachste Lösung. Klar, leerstehende Blöcke kosten Geld: Heizung, Instandhaltung, Versicherung. Und weil Sanierungen auf den ersten Blick teuer wirken, wird lieber die Abrissbirne angefordert. Zumal es für Rückbau oft mehr Fördergelder gibt als für Erhalt. Aber: Wer Gebäude abreißt, schafft langfristig Probleme. Lücken im Stadtbild, Verlust von gewachsenen Nachbarschaften, tonnenweise Bauschutt und CO₂ – und nicht selten bleiben die Flächen danach jahrelang ungenutzt. Das ist weder wirtschaftlich noch attraktiv.

Zum Glück gibt es Vorbilder, die zeigen, wie man diese Probleme anders lösen kann.

Leipzig zum Beispiel hat aus Leerstand einen Magnet für junge Leute gemacht. Dort wurden Plattenbauwohnungen in Studentenapartments, Ateliers und Co-Working-Räume umgebaut. Flexible Grundrisse, bunte Fassaden, neue Balkone – plötzlich war das Viertel hip und gut belegt.

Dessau-Roßlau geht den Weg der Zwischennutzung: Leerstehende Gebäude werden begrünt, gesichert und vorübergehend genutzt – als Urban-Gardening-Flächen, Pop-up-Läden oder temporäre Studentenunterkünfte. So bleibt die Substanz erhalten, bis sich langfristige Lösungen ergeben.

Magdeburg hat gleich eine Kultur-Offensive gestartet: Alte Blöcke wurden zu Kulturhäusern, Werkstätten und Proberäumen. Statt tristem Leerstand gibt es nun Veranstaltungen, Kreativszene und Besucherströme.

Andere Städte und Gemeinden verkaufen Häuser für einen symbolischen Euro. Wer bereit ist, ein leerstehendes Haus zu sanieren und sich regional einzubringen, bekommt es für 1 €. Junge Familien, Gründer, Handwerker – alle profitieren. Die Stadt spart Abrisskosten, die neuen Besitzer bringen Leben in die Bude.

Beispielabbildung: Moderne Plattenbau-Häuser
Beispielabbildung: Moderne Plattenbau-Häuser

Ideen für Hoyerswerda

Und Hoyerswerda? Könnte all das auch haben – nur eben auf unsere Art. Stell dir vor:

  • Flexible Wohnungen, die man umbauen kann, je nachdem, wer gerade einzieht – junge Familien, Senioren oder WGs.

  • Förderprogramme, die Sanierungen und Umbauten attraktiver machen als Abriss.

  • Kreative Nutzungen: Ateliers, Maker-Spaces, Co-Working-Büros im Erdgeschoss, vielleicht sogar eine urbane Markthalle.

  • Grüne Dächer und Fassaden, Photovoltaikanlagen, Gemeinschaftsgärten – damit Wohnen günstiger, nachhaltiger und schöner wird.

  • Ein eigenes „1 €-Haus“-Projekt, bei dem nicht nur Einfamilienhäuser, sondern ganze Mehrfamilienblöcke an engagierte Menschen übergeben werden.

Natürlich geht das nur, wenn alle an einem Strang ziehen: Stadtverwaltung, Wohnungsbauunternehmen und natürlich die Bürger. Fördermittel müssen gezielt für Erhalt statt Abriss eingesetzt werden, und Hoyerswerda braucht ein starkes Stadtmarketing. Warum nicht die Stadt als „grüne, bezahlbare Alternative“ zu überteuerten Großstädten präsentieren?
Wer heute in Leipzig oder Dresden keine Wohnung mehr findet, könnte hier viel günstiger leben – mit mehr Platz und Natur vor der Tür.

Hoyerswerda steht an einem weiteren Wendepunkt. Entweder wir reißen weiter ab und schrumpfen – oder wir packen es an und machen aus dem Leerstand eine Chance. Andere Städte haben gezeigt, dass kreative Ideen und mutige Entscheidungen ganze Viertel retten können. Wir müssen nur den Mut haben, nicht den einfachsten, sondern den besten Weg zu gehen.